Bis 2010 gab es im Kanton Basel-Stadt eine Koordinationssitzung Psychiatrie mit drei Austauschtreffen pro Jahr. Wann genau diese ins Leben gerufen wurde, ist unklar. Sie geht wohl auf die Anfänge der Sozialpsychiatrie-Bewegung in Basel zurück. Die Teilnehmenden berichteten über aktuelle Themen und Projekte. Sie gehörten sehr unterschiedlichen Institutionen an. Diese lose Organisation erschwerte eine vorausschauende Information und Abstimmung.

Im Rahmen des PÜSAP-Projektes (Projekt Überprüfung Struktur und Angebot psychiatrischer Institutionen) der Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK, 2008-2009) regte die Koordinationssitzung Psychiatrie unter Gerhard Ebener, Direktor der UPK, und Peter Ettlin, Präsident IG PRIKOP, die Bildung einer Psychiatriekommission gemäss Vorbild der Integrierten Psychiatrie Winterthur an. Ziel war es, eine bessere Koordination aller beteiligten Organisationen bzw. der Psychiatrieangebote unter Einbezug von Betroffenen und Angehörigen zu ermöglichen. Ausserdem sollte sie dem Gesundheitsdepartement Basel-Stadt als Gesprächspartnerin für Themen rund um die psychiatrische Versorgung dienen. Dieser Vorschlag wurde positiv aufgenommen. 

Bei der Bildung der Psychiatriekommission Basel-Stadt waren folgende Grundgedanken wegleitend:

• Alle wichtigen Institutionen oder Verbände aus Basel-Stadt sollen vertreten sein. Die Mitglieder der Psychiatriekommission sind durch diese zu mandatieren.

• Die Finanzierung durch Mitgliederbeiträge und einen Beitrag des Gesundheitsdepartements Basel-Stadt sollen der Psychiatriekommission eine gewisse Unabhängigkeit geben und das öffentliche Interesse an deren Arbeit verdeutlichen.

• Die Sitzungen der Kommission sollen bezüglich Anzahl Teilnehmende begrenzt und in der Durchführung effizient sein. 

• Die Psychiatriekommission soll über Anträge entscheiden, Resultate aus Arbeitsaufträgen beurteilen, verabschieden und deren Umsetzung unterstützen. Sie soll den Informationsaustausch zwischen den Mitgliedern und ihren Institutionen fördern und im Auftrag des Gesundheitsdepartements Themen bearbeiten oder Anregungen einbringen.

• Ein Ausschuss soll die Themen für die Psychiatriekommissions-Sitzung vorbereiten.

Seitens UPK wurde von Anfang an die Haltung vertreten, das Präsidium der Psychiatriekommission dürfe nicht bei der Klinik liegen, sondern sei im ambulanten Bereich zu etablieren.

Mit dem Gesundheitsdepartement Basel-Stadt wurde aufbauend auf diesen Grundgedanken erstmals eine Leistungsvereinbarung für die Jahre 2011 – 2014 abgeschlossen. Die erste Sitzung fand am 9. Juni 2011 statt. Peter Ettlin, Vorstandsmitglied der IG PRIKOP, wurde zum Kommissionspräsidenten gewählt.

Wichtige Themen in der ersten Vertragsperiode waren:

• Erarbeitung gemeinsamer Richtlinien zu Ein-, Aus- und Übertritte

• Vorbereitung auf das neue Erwachsenenschutzgesetz: Welche Auswirkungen hat es auf die Psychiatrie, welche Informationen müssen alle Beteiligten haben und welche Vorbereitung ist notwendig.

• Aufbau einer Website der Psychiatriekommission

• Das Engagement bezüglich des neuen Standorts der Kinder- und Jugendpsychiatrie konnte durch diverse Austauschgefässe verhärtete Fronten aufweichen.

Ein Highlight bildete 2016 die Erstaustragung der Veranstaltungsreihe «Aktionstage Psychische Gesundheit» in Basel-Stadt, die unter der Schirmherrschaft der Psychiatriekommission von der Abteilung Prävention des Gesundheitsdepartementes Basel-Stadt organisiert und seither jährlich sehr erfolgreich durchgeführt wird.

2018 erfolgte der Kick-off für die «Anlaufstelle für Angehörige und Kinder psychisch erkrankter Menschen», deren Schaffung durch die Psychiatriekommission angeregt worden war. 2022 wurde die Stelle in den Regelbetrieb überführt. Die Finanzierung durch den Kanton Basel-Stadt bis 2025 wurde vom Grossen Rat genehmigt, an den Kosten beteiligte sich die Christoph Merian Stiftung. Seit 2021 beteiligt sich auch der Kanton Basel-Landschaft am Angebot.

Anfang 2019 tritt Peter Ettlin als Kommissionspräsident zurück. Die Nachfolge übernehmen als Co-Präsidium Caroline Doka, Angehörigenvertreterin, und Dr. med. Marc Walther, UPK.

Auf Anfang 2022 verlässt Marc Walther aufgrund beruflicher Veränderung die Kommission. An seiner Stelle übernimmt Thomas Baumgartner, IG PRIKOP, mit Caroline Doka das Co-Präsidium.

Seit September 2017 waren immer wieder Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen aus dem Nachbarkanton an den Kommissionssitzungen zu Gast. 2018 hatte die Kommission angeregt, das Psychiatriekonzept für die beiden Basel zu aktualisieren und dafür die Mitarbeit der Kommissionsmitglieder angeboten. Während der Erstellung des Psychiatriekonzepts, an dem Institutionsvertreterinnen und -vertreter beider Kantone zusammenarbeiteten, reifte mehr und mehr die Idee einer bi-kantonalen Kommission.

2019 erfolgte der Kick-off für das «Psychiatriekonzept 2022: Zukunft Psychiatrie in der Gemeinsamen Gesundheitsregion der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft», in dessen Steuerungsgruppe der Ausschuss der Psychiatriekommission vertreten war. Die Arbeiten am Psychiatriekonzept für eine gemeinsame Gesundheitsregion beider Basel wurden im Dezember 2022 abgeschlossen und das Konzept der Öffentlichkeit vorgestellt.

Aufgrund der guten Erfahrungen in der bi-kantonalen Zusammenarbeit und der gemeinsamen Weiterentwicklung der Angebote in der Psychiatrie im gemeinsamen Versorgungsraum wurde von der Steuerungsgruppe die Schaffung einer Psychiatriekommission beider Basel angeregt. Die Gesundheitsdirektoren der beiden Kantone gaben dafür grünes Licht. 2022 wurden die Vorbereitungen für eine Psychiatriekommission beider Basel getroffen und Leistungsvereinbarungen ausgearbeitet.

Die Leistungsvereinbarungen wurden per 01.01.2023 umgesetzt und die Psychiatriekommission beider Basel tagte am 26.01.2023 erstmals.